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Katharinenkirche, Laufen

Die St. Katharinenkirche ist ein bedeutendes barockes Baudenkmal in der Altstadt von Laufen. Sie ist heute Pfarrkirche der christkatholischen Kirchgemeinde Laufen.

Vorgängerbauten
Es gibt Vermutungen, wonach am Standort der heutigen Kirche innerhalb der Stadtbefestigung schon vor dem Erdbeben von Basel (1356) eine Katharinenkapelle, gestanden haben soll – möglicherweise erbaut von den Grafen von Pfirt, die eine besondere Verehrung für die hl. Katharina hegten und ihre Burgkapellen ihr zu weihen pflegten. Schriftlich überliefert ist, dass der Bischof von Basel, Johann Senn von Münsingen, 1364 am Vorabend des Katharinentages (24. November) eine neue oder nach dem Erdbeben restaurierte(?) Katharinenkapelle weihte. In ihr wurden an drei Altären neben der Hauptpatronin Katharina von Alexandria der hl. Johannes der Täufer, Papst Clemens, die hl. Magdalena, der hl. Oswald, Hieronymus und Jodocus, die Muttergottes, die hl. Drei Könige und die hl. Bischöfe Nicolaus und Augustinus verehrt. Da die Pfarrkirche von Laufen ausserhalb der Stadt gelegen war, diente die gut erreichbare Kapelle insbesondere der Frühmesse vor der Arbeit an Werktagen. Am 13. Oktober 1437 wurde sie, wohl nach einer baulichen Veränderung, von Weihbischof Wilhelm Sabellinus von Burglauen neu geweiht.
1525 setzte sich in Laufen die Reformation durch und 1528 kam es zu einem Bildersturm, wobei der Bilderschmuck der Katharinenkapelle zerstört wurde. Als unter Bischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee die Rekatholisierung allmählich in Laufen Einzug hielt und ab den 1580er Jahren zunehmend wieder katholische Messen in der Pfarrkirche St. Martin abgehalten wurden, blieb die Katharinenkirche weiterhin der evangelischen Gemeinde vorbehalten. Am 19. Oktober 1589 traten die letzten Laufener Protestanten zum Katholizismus über. Die St. Katharinenkapelle wurde jedoch erst am 8. November 1611 nach etlichen Ausstattungsarbeiten (Wiederaufrichtung der Altäre) von Bischof Wilhelm Rinck von Baldenstein rekonziliiert.
Während der Zeit des 30jährigen Krieges wurde die Pfarrkirche St. Martin vor den Stadtmauern durch Söldnerheere völlig verwüstet, so dass der Pfarrgottesdienst in der besser geschützten St. Katharinenkapelle stattfinden musste.

Barockbau und Innenausstattung
Am 15. Januar 1698 begann der Abriss der mittelalterlichen Katharinenkapelle, um einer neuen, einschiffigen Barockkirche Platz zu machen. Am 1. Mai desselben Jahres konnte bereits die Ecksteinsetzung und Anfang August die Aufrichte gefeiert werden, der Dachreiter wurde am 21. September aufgerichtet und gefeiert. Die Stadtburger finanzierten den Neubau mit Unterstützung des Landesherrn und dessen damaligen "Finanzausgleichs": Alle Kirchen mussten alle zwei Jahre ihre Überschüsse abrechnen und in den Bau- und Renovationsfonds des Bischofs einzahlen. Die St. Katharinenkirche wurde damit zur Pfarrkirche ausgebaut. Die Konsekration nahm 1699 Bischof Jakob Rinck von Baldenstein vor. Verschiedene Wohltäter, Handwerker und Künstler trugen in der Folge (bis ins 19. Jahrhundert) zur Ausstattung bei. So wurden 1703-1705 verschiedene Statuen (Kalvariengruppe und hl. Sebastian) gestiftet. Der Hauptaltar der heiligen Katharina ist eine Stiftung des Stadtmeiers Johann Franz Athanasius von Staal am 21. September 1707. Die Stukkaturen im Chor wurden 1727 von Johann Konrad von Reinach-Hirzbach gestiftet. Die vierzehn Stationen des Kreuzwegs wurden von Xaver Hauwiller 1745 gemalt. Erst 1755 konnte das Kirchenschiff dank einer bischöflichen Spende durch Andreas Moosbrugger ausstukkiert werden. Kurz darauf wurde der baufällige Dachreiter durch den Kirchturm neben dem Untertor ersetzt.


Die Zeit nach der Französischen Revolution
Während der Zeit der unabhängigen Republik wurden alle bischöflichen Wappen aus der Kirche entfernt. Am 12. September 1793 wurde verordnet, dass alle Glocken - bis auf eine pro Gemeinde - aus den Kirchtürmen entfernt und eingezogen würden. Die Laufner bemühten sich vergebens um zwei Glocken (für St. Katharina und St. Martin) und hängten schliesslich die verbliebene Glocke aus St. Martin in die Katharinenkirche um. Als im selben Herbst nach einer weiteren Verordnung das Kirchengerät eingezogen werden sollte, täuschten die Laufener Bürger einen Einbruch mit Diebstahl vor und brachten die Wertgegenstände in Verstecken in Sicherheit. 1806 wurden Restaurationsarbeiten an der Innenausstattung vorgenommen und 1812 wurde die neue Orgel bestellt, die 1817 vom renommierten Orgelbauer Johann Fridolin Burger eingebaut wurde.

Unter Berner Herrschaft
Ab 1825 wurden diverse Renovationen der Innenausstattung vorgenommen. 1849 hegte die Berner Regierung den Plan, die Kirche in ein Schulhaus umzubauen - doch fand sich offenbar niemand dazu bereit, an Tore und Fassade Hand anzulegen. 1873 wurde in Laufen als Folge des Kulturkampfes die christkatholische Kirchegemeinde gegründet. Die Kirche ging zunächst an diese Gemeinde über, doch forderte die römisch-katholische Gemeinde 1893 ihren früheren Besitz zurück. Es kam zu langwierigen Verhandlungen bis das Bundesgericht 1904 zugunsten der Christkatholiken entschied. Kostspielige Renovationsarbeiten wurden in jener Zeit u.a. durch den Verkauf der gotischen Turmmonstranz und des Vortragskreuzes (um 1600) an das Historische Museum in Bern finanziert. 1907 erwarb die christkatholische Kirchgemeinde das Gotteshaus als Pfarrkirche. In den Jahren 1970/71 wurde die Kirche mit Unterstützung der ganzen Talschaft unter der Leitung des Architekten Alban Gerster umfassend restauriert.

Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 09/01/2012

Letzte Änderung: 04/12/2012

Bibliografie

Christoph Bächtold, «300 Jahre Barocke Katharinenkirche Laufen», in Laufentaler Museumsheft, Nr. 12, 1999, S. 3-9
Andreas Cueni, Giuseppe Gerster, Markus Jermann, René Salathé, «Kultur- und Baudenkmäler im Laufental», in Das Schöne Baselbiet, Heft 15, 1994, S. 33
Paul Lachat, «Die Katharinenkirche», in Albin Fringeli (Hg.), Laufen, Laufen erw. Auflage 1986, S. 321-329
Léon Segginger, Kleiner Kunstführer durch die Stadtkirche St. Katharina in Laufen, Laufen 1978

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Katharinenkirche, Laufen», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1000204-katharinenkirche-laufen, Stand: 19/04/2024.

Kategorie

Geschichte
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