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Schmidlin, Rudolf Othmar (1930-2014)

Bürger von Wahlen im Laufental und (seit 1993) von Aarberg (BE), geboren am 2. November 1930 in Basel, gestorben am 18. September 2014. Sohn des Otto Schmidlin, Bautechniker, und der Maria Schmidlin, Hausfrau. Aufgewachsen in Laufen, wo er auch später bis zu seinem Tod wohnte und arbeitete. Verheiratet mit Eva Schmidlin-Pfefferli, drei Kinder, geboren 1963, 1966 und 1968. Konfession: römisch-katholisch.

1950-1955 Ausbildung zum dipl. Bauingenieur und Raumplaner an der ETH Zürich, danach Anstellung als Ingenieur in Zürich. 1960 Eintritt in den väterlichen Betrieb in Laufen, bis 1964 Teilhaber des Betriebs. Ab 1964 Inhaber und Leiter des Ingenieurbüros Schmidlin in Laufen und Büsserach bis zur Pensionierung, anschliessend Beratungsbüro im Bau- und Planungswesen. Verwaltungsratsmitglied des Druckzentrums Laufen. S. war Projektleiter beim Bau der Ortsumfahrung Grellingen während der Übergangsjahre des Laufentaler Kantonswechsels.
Politische Laufbahn: Mitglied und zeitweiliger Sekretär der Freisinnig-Demokratischen Partei FDP Laufen. 1964-1972 Mitglied des Laufener Gemeinderats und von 1972 bis 2006 der Bau- und Planungskommission (1972-1986 als Präsident), sowie ab 1984 Präsident des Planungsausschusses der Gemeinde Laufen. Während 16 Jahren (1974-1990) war S. Mitglied des Grossen Rats des Kantons Bern, 1988 erfolgte seine Wahl zum ersten und einzigen aus dem Laufental stammenden Berner Grossratspräsidenten. Als Mitglied der Bezirkskommission, bzw. des Bezirksrats von der ersten Stunde an (1974-1994, als Präsident: 1983-1986) engagierte sich S. in der Laufentaler Politik; u.a. setzte er sich für die Verankerung eines Artikels im Anschlussvertrag mit dem Kanton Basel-Landschaft ein, der den dauerhaften Erhalt des Laufener Spitals vorsah. Von 1978 bis 1988 war S. Mitglied des Leitungsgremiums der «Aktion Bernisches Laufental ABL». S. war ein dezidierter Gegner des Kantonswechsels des ehemals bernischen Amtsbezirks Laufen und wurde in den hitzigen Abstimmungskämpfen zu einem der Hauptexponenten auf berntreuer Seite. Vor der Abstimmung vom 11. September 1983, hatte er Mitglieder von Berner Behörden auf den schwierigen Stand der berntreuen Seite im Laufental aufmerksam gemacht; die Berner Regierung finanzierte daraufhin die Kampagne der ABL heimlich aus Lotteriefondsgeldern. Im Rahmen der sog. Berner Finanzaffäre flogen diese Zahlungen 1985 auf. S. rechtfertigte die Zahlungen aus Bern später öffentlich mit dem Argument, dass die ebenfalls von Bern mit namhaften Beträgen finanzierte Bezirkskommission ihre Stellung für Probaselbieter Propaganda nutze und auch die Gegenseite ihre finanzielle Situation nicht offengelegt habe (s. dazu Interview in der Basler Zeitung, 23. September 2003, S. 35). Am 10. Mai 1988 wurde S. mit absolutem Mehr (138 von 183 Stimmen) zum Grossratspräsidenten gewählt. Diese Wahl wurde vom Probaselbieter Block und auch von separatistischen Südjurassiern als Provokation ausgelegt und von Protesten begleitet. In der Nähe von Moutier wurde von jugendlichen Aktivisten in einem Sabotageakt die Fahrleitung des Zuges unterbrochen, der den frisch gewählten Grossratspräsidenten zur traditionellen Feier in seine Wohngemeinde bringen sollte. Die Feier in Laufen fand verspätet statt, während Probaselbieter in Grellingen eine Gegenveranstaltung abhielten. Das Aarberger Bürgerrecht hat der weiterhin in Laufen wohnhafte S. erst aufgrund des Kantonswechsels des Bezirks Laufen angenommen, weil er Berner Bürger bleiben wollte. Es wurde ihm von der Berner Gemeinde 1993 angeboten.
S. war Mitglied des Laufener Rotary-Clubs (ab 1964) und Stiftungsrat der Laufentaler Kulturstiftung Portland-Cementfabrik.


Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 02/11/2010

Letzte Änderung: 19/12/2014

Bibliografie

Basellandschaftliche Zeitung, 11. Mai 1988, S. 1 u. 19
Basler Zeitung, 11. Mai 1988, S.1 u. 29
Basler Zeitung, 23. September 2003, S. 35
bluewin.ch news (Stand: 14.10.2014)
Martin Brodbeck, «Vom Skandal zum guten Ende? Die Geschichte des Selbstbestimmungsverfahrens des Bezirks Laufen 1989 bis 1993», in Andreas Cueni (Hg.), Lehrblätz Laufental, Zürich 1993, S. 47-60
Pierre Gürtler, « Grossratspräsident Rudolf Schmidlin », in Laufentaler Jahrbuch, Laufen 1989, S. 124-125
Christian Jecker, «Vom Musterfall zum Skandal. Die Geschichte des Selbstbestimmungsverfahrens des Bezirks Laufen 1970 bis 1988», in Andreas Cueni (Hg.), Lehrblätz Laufental, Zürich 1993, S. 31-45
Rudolf Schmidlin, «Der Vorteil ist null und nichts», in Heinz Buser et al., Beschlüsse, Bilanzen, Bilder. Dokumente zum Kantonswechsel des Laufentals 1970-2003, Liestal 2004, S. 211-214

Angaben erhalten von Rudolf Schmidlin.

Bildnachweis

Bildmaterial erhalten von Rudolf Schmidlin

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Schmidlin, Rudolf Othmar (1930-2014)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1000538-schmidlin-rudolf-othmar-1930-2014, Stand: 20/04/2024.

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