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Bezirkskasse Laufen

Gründung
Am 10. April 1890 versammelte sich eine Gruppe von Männern aus dem Laufental im Restaurant «Lamm» in Laufen und beschloss, eine «Spar-, Credit- und Leihkasse» für das Birstal zu gründen. In Zeiten, als die Nachwehen des Kulturkampfes noch immer spürbar waren, verstand sich diese Initiative insbesondere als Beitrag zur Entwicklung und Selbstorganisation des katholischen Laufentals. Zu den Gründern gehörten auch zwei katholische Pfarrer (s. S. 2). Später trug diese Art der Verwurzelung der Bank die umgangssprachliche Bezeichnung «schwarzes Kässeli» ein.
In kurzer Zeit kam die Zeichnung von rund CHF 20'000.- Aktienkapital zustande und am 13. April 1890 verabschiedeten die Aktionäre die Statuten der Bank mit Namen «Bezirkskasse Laufen». Am 1. Mai 1890 öffnete die neue Institution im Central in Laufen ihre Tore.

Schwieriger Anfang
Das erste Jahrzehnt gestaltete sich schwierig. Die Pioniere konnten auf keinerlei Fachkenntnisse im Bankgeschäft zurückgreifen. Know-how und etliche Darlehen mussten von aussen beigebracht werden. Sowohl Aktionäre wie Verwaltungsräte erschienen trotz Mahnungen nur unregelmässig zu den statuarisch vorgeschriebenen Sitzungen. Zudem erwies sich einer der frühen Geschäftsführer als unzuverlässig und betrügerisch, was einige Schwierigkeiten und Prozesse nach sich zog.

Erfolg und Wachstum
Mit der Jahrhundertwende kam der Erfolg. 1899 konnte das Aktienkapital auf CHF 50'000.- erhöht werden und 1900 betrug der Umsatz erstmals mehr als CHF 1 Mio. 1905 kaufte die B. Land und errichtete an der Röschenzerstrasse ein neues Bankgebäude (dem eine Kapelle weichen musste). Gleichzeitig wurde das Aktienkapital verdoppelt. 1912 eröffnete die B. in Breitenbach (SO) eine Zweigniederlassung und konnte das Aktienkapital nochmals verdoppeln. Im Jahr 1919 lehnte die konsolidierte B. eine Fusion mit einer Grossbank ab und hob die Bürgschaftsverpflichtung des Verwaltungsrates auf. 1927 trat sie der Pensionskasse der schweizerischen Lokalbanken bei und konnte das Aktienkapital auf CHF 300'000.- erhöhen.

Krisen- und Kriegsjahre
Die Krise der 1930er Jahre wirkte sich auf die Geschäfte der B. negativ aus. Sie musste plötzlich zahlreiche Immobilien und sonstige Pfandgüter übernehmen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bankgeschäfte in eingeschränktem Rahmen weitergeführt. Gleichzeitig wurde das nicht in der Landwirtschaft tätige Bankpersonal dazu verpflichtet, sich an der «Anbauschlacht» zu beteiligen und auf rund 31 Aren Ackerland Getreide anzupflanzen.

Aufschwung und Vernetzung in der Nachkriegszeit
Schon 1949 konnte das Aktienkapital von 200'000.- auf eine halbe Million erhöht werden. Der Eintritt in den Schweizer Börsenverein erfolgte 1952 und 1955 wieder eine Erhöhung des Aktienkapitals auf CHF 1 Mio. 1961 trat der langjährige Verwaltungsratspräsident Adolf Walther zurück, der die Geschicke der Bank seit 1913 mitgeprägt hatte.
In den 1960er Jahren wuchs die B. stetig. 1968 wurde das Hauptgebäude von 1905 abgerissen und durch ein modernes Bankgebäude ersetzt, das ab 1970 in Betrieb war. Gleichzeitig erfolgte eine Ausweitung der Dienstleistungspalette für die Kundschaft und der Beitritt zum Verband Schweizerischer Regionalbanken und Sparkassen, um die eigene Marktposition im zunehmend von Grossbanken dominierten Umfeld zu stärken. Am 13. November 1981 wurde in Zwingen eine neue Filiale eröffnet. Am 15. Dezember 1981 geschah ein Banküberfall im Hauptsitz, bei dem der Direktor und sein Sohn angeschossen und schwer verletzt wurden.
In den 1980er Jahren verzeichnete die Bank ein grosses Wachstum (Aktienkapital 1990: 3 Mio.), erneuerte den Hauptsitz und feierte dies 1988 mit einem «Tag der offenen Tür». 1990 beging sie das 100-jährige Jubiläum mit einem grossen Volksfest. Seit der Gründung stammten die Kunden und Aktionärinnen mehrheitlich aus dem Laufental und dem Schwarzbubenland. Diese regionale Verbundenheit machte die Generalversammlungen jeweils zu gern besuchten geselligen Ereignissen.

Fusion
1999 fusionierte die B., die jetzt über ein Aktienkapital von über 4 Mio. verfügte, mit der Raiffeisenbank Liesberg. Sie war die erste schweizerische Regionalbank, die eine Raiffeisenbank übernahm.
Im März 2002 wurde die weiterhin wachsende B. in «Regiobank Laufen» umgetauft. Im Oktober desselben Jahres verliess der Direktor Bruno Jermann den Direktorenposten im Streit mit dem Verwaltungsrat. Daraufhin fusionierte die B. im März 2003 mit der Banque Jurassienne d'Epargne et de Crédit. Das neue Geldinstitut wurde als Bank Jura Laufen weitergeführt.
Teilnehmer an der Gründungsversammlung vom 10. April 1890
Peter Cueni, Fürsprecher, Laufen
Louis Scholer, Fürsprecher, Laufen
Josef Gerster, Fabrikant, Laufen
Fridolin Imhof, Schmied, Laufen
Achilles Meyer-Burger, Negotiant, Laufen
Ferdinand Studer, Notar, Laufen
Josef Meyer-Meyer, Weinhändler, Laufen
Josef Neuenschwander, Dekan, Laufen
Anton Frey, Burgerrat, Laufen
Anton Schumacher, Landwirt, Laufen
August Cueni, Malermeister, Blauen
Bernhard Jeisy, Landwirt, Blauen
Constantin Schmidlin, Pfarrer, Liesberg

Verwaltungsratspräsidenten
1890-1898 Josef Neuenschwander, Dekan, Laufen
1898-1912 Achilles Meyer-Burger, Negotiant, Laufen
1913-1928 August Cueni, Malermeister, Blauen
1929-1961 Adolf Walther, Gerichtspräsident, Laufen
1961-1972 Leo Halbeisen, Kaufmann, Blauen
1973-1989 Jacques Gubler
1990-1995 Erwin Spaar
1995-1997 Benno Imhof
1997-2003 Alexander Imhof

Geschäftsführer
1890-1895 Peter Cueni, Fürsprecher, Laufen
1895-1899 Isidor Studer, Notar, Laufen
1899-1927 Richard Schumacher, Laufen
1928-1937 Bernhard Bohrer, Laufen
1937-1959 Josef Steiner, Laufen
1960-1967 Konrad Schnell
1967-1968 Hugo Jäggi
1968-1995 Emil Frey
1995-1997 Ernst Schütz
1997-2001 André M. Schreier
2001-2002 Bruno Jermann

Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 06/02/2013

Letzte Änderung: 01/10/2015

Archivbestände

SWA Schweizerisches Wirtschaftsarchiv Basel, Dokumentensammlung, Spar- und Leihkasse des Amtsbezirkes Laufen, Signatur Banken 1225
SWA Schweizerisches Wirtschaftsarchiv Basel, Dokumentensammlung, Regiobank–Laufen, Signatur Banken 195

Bibliografie

Basler Zeitung, 29. Juni 1999, 25. März 2000, 3. Oktober 2002, 7. Februar 2003
Basellandschaftliche Zeitung, 25. März 2000, 26. März 2002, 7. Februar 2003
Bezirkskasse Laufen (Hg.), 100 Jahre Bezirkskasse BKL, Laufen 1990
Bezirkskasse Laufen (Hg.), 75 Jahre Bezirkskasse Laufen 1890-1965, Laufen 1966
Christina Borer-Hueber, «100 Jahre Bezirkskasse Laufen», in Laufentaler Jahrbuch Nr. 5, 1990, S. 118-120

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Bezirkskasse Laufen», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1000562-bezirkskasse-laufen, Stand: 20/04/2024.

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