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Burrus F. J. & Cie SA

Die Tabakwarenfabrik Burrus wurde 1814 von Martin Burrus (1775-1830) in Boncourt gegründet und danach während sechs Generationen von der Familie Burrus geführt. Am 1. Januar 1979 wurde die seit 1862 bestehende Handelsgesellschaft in eine AG (frz.: SA) umgewandelt, 1984 in eine Holding. Die Hauptaktionäre in der sechsten Generation, Charles, Ghislain und Paul Burrus, verkauften das Unternehmen 1996 an die niederländische Gruppe Rothmans International. 1999 fusionierte diese mit der British American Tobacco Switzerland AG, die seit 1920 einen Firmensitz in der Schweiz unterhält.

Martin Burrus stammte aus dem Elsass (F) und zog 1814 nach Boncourt. Dort richtete er eine Manufaktur für Pfeifen- und Kautabak ein. 1828 übernahm sein Sohn François-Joseph Burrus die Firma und nannte sie fortan F.J. Burrus, Société. 1852 baute er die erste Fabrik im Dorf an der Stelle, wo auch heute noch Tabak hergestellt wird. 1855 begann die Mechanisierung des Herstellungsbetriebs und 1886 wurden erstmals handgedrehte Zigaretten produziert. Ein Jahr später entstand die Zigarettenmarke «Parisienne». Die erste Zigaretten-Herstellungsmaschine kam im Jahr 1896 nach Boncourt.

1868 übergab François-Joseph Burrus die Direktion seinen Söhnen Martin (1836-1901), Joseph (1838-1921) und Jean-Baptiste (1840-1903). Die drei taten sich 1871 mit ihrem jüngeren Bruder François (1844-1915) zusammen, um im Elsass eine Liegenschaft zwecks Eröffnung einer zweiten Tabakwarenfabrik zu erwerben. In der Folge leiteten Joseph und François als geschäftsführende Gesellschafter ab 1872 die Fabrik in Boncourt.

Als Vertreter der vierten Generation übernahmen Henry (Sohn des Joseph) und Albert Burrus (Sohn des François) 1911 die Leitung. Die fünfte Generation kam 1938 mit Léon (Sohn des Albert) und Gérard Burrus (Sohn des Henry) ans Ruder. 1942 führte die Eröffnung einer neuen Fabrik zu einer Produktionssteigerung.

Am 1. Januar 1979 wurde die Familienfirma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nachdem Gérard und Léon Burrus die Leitung an ihre Söhne Xavier und Charles übergeben hatten. Die beiden walteten als Delegierte des Verwaltungsrates und bildeten zusammen die neue Co-Leitung. Zusammen mit Paul und René Burrus bildeten sie zudem den vierköpfigen Verwaltungsrat. Im selben Jahr wurden die Abteilungen Marketing und Verkauf nach Lausanne ausgelagert.

1983 kam es zu einem Strukturwandel in der Direktion. Die Stelle des Verwaltungsratspräsidenten wurde neu geschaffen und mit Charles Burrus besetzt; ebenso die Stelle des Generaldirektors, Verwaltungsratsdelegierten und Präsidenten des Direktoriums, die Xavier Burrus bis 1985 inne hatte. Das Leitungsgremium erhielt dadurch mehr Macht. 1984 gründete die Firma eine Holding und 1988 wurde die gesamte Tabak-Aufbereitungsanlage in Boncourt computerisiert.

Nachdem Xavier Burrus 1985 als Direktor ausgeschieden war, übernahm Charles Burrus ad interim die Leitung des Betriebs. Daraufhin wurde sie an Gérard de Sépibus übergeben – dem ersten Unternehmensleiter, der kein direkter Nachfahr des Gründers war.

1993 kaufte die B. die Firma Rinsoz & Ormond. Dadurch konnte sie fortan unter Lizenz Marken wie Gauloises, Gitanes, R1 und R6 produzieren und verkaufen – neben ihren Eigenmarken KENT, Lucky Strike, Vogue, Pall Mall, Dunhill, Parisienne, MaryLong, Marocaine und Select. Nach der Übernahme durch Rothmans International 1996 wurde die Produktionsstätte der letzteren von Wetzikon (ZH) in die Ajoie verlegt.

Die Familie Burrus tat sich durch ihre fürsorgliche Haltung gegenüber den Angestellten und durch ihr soziales Engagement in der Gemeinde Boncourt hervor. Als erstes Unternehmen in der Schweiz gewährte die Firma B. ab 1916 Familienzulagen, gefolgt von anderen Einrichtungen wie Krankenkasse, Unfallversicherung, Pensionskasse, Baudarlehen, Kindergeld. Die Familie steht ausserdem der katholischen Kirche sehr nahe und unterhält gute Beziehungen zum Vatikan.
Direktoren:

1814-1828 Martin Burrus
1828-1868 François-Joseph Burrus (Sohn des Martin)
1868-1872 Martin, Joseph und Jean-Baptiste Burrus (Söhne des François-Joseph)
1872-1911 Joseph und François Burrus (Söhne des François-Joseph)
1911-1938 Henry Burrus (Sohn des Joseph) und Albert Burrus (Sohn des François)
1938-1979 Gérard Burrus (Sohn des Henry) und Léon Burrus (Sohn des Albert)
1979-1986 Charles Burrus (Sohn des Léon) und Xavier Burrus (Sohn des Gérard; Rücktritt 1985)
1987-1989 Gérard de Sépibus
1989-1997 François Janet

1997- Paul Hiltermann (von Rothmans International)

ab 1999, British American Tobacco
2000-2005 Jean-Bernard Vauclair
2005-2006 Marc Van Herreweghe
2007-2008 Thomas Jung
2009- Marius Ursulescu

Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 23/01/2015

Übersetzung: Kiki Lutz, 23/01/2015

Archivbestände

CEJARE (Saint-Imier), Register: Entreprises Jura

Bibliografie

René-Henri Wüst, F.J. Burrus et Cie Boncourt : manufactures de tabacs et cigarettes, Boncourt, [1958]
Maurice Zermatten, F.J. Burrus & Cie, Boncourt, 1814-1964, 1964
F. J. Burrus Boncourt, Boncourt, [1964]
Informations FJB : journal d'entreprise F.-J. Burrus S.A., Boncourt, 1974-1990
François Kohler, « Burrus », in Dictionnaire historique de la Suisse [publication électronique DHS], Stand: 3.11.2004
François Kohler, « Burrus, François-Josepoh », in Dictionnaire historique de la Suisse [publication électronique DHS], Stand: 11.02.2005
Peter Stettler, « Burrus, Henry », in Dictionnaire historique de la Suisse [publication électronique DHS], Stand: 11.02.2005

Zitiervorschlag

Emma Chatelain, «Burrus F. J. & Cie SA», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/6100-burrus-f-j-cie-sa, Stand: 19/04/2024.

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