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Komitee «Jo zum Baselbiet»

Parteipolitisch und konfessionell neutrales Abstimmungskomitee, gegründet als Verein von Befürwortern/-innen des Übertritts des ehemals bernischen Amtsbezirks Laufen zum Kanton Basel-Landschaft. Die Gründungsversammlung mit ca. 150 Teilnehmern/-innen fand am 14. Juni 1989 im Restaurant Central in Laufen statt. Der Vereinszweck bestand laut Statuten darin, "alle Bevölkerungskreise des Laufentals zu vereinigen, die sich für einen Beitritt des Laufentals zum Kanton Baselland, anlässlich der Volksabstimmung vom 12.11.1989 einsetzen".
Die Organe des K. waren:
-    Der erweiterte Vorstand mit min. 21 Mitgliedern, darunter min. 1 aus jeder Laufentaler Gemeinde (effektiv waren es bei der Gründung 31 Mitglieder und vorerst keine aus Roggenburg und Nenzlingen)
-    Die Mitgliederversammlung
-    Zwei Rechnungsrevisoren

FDP-Mitglied Robert Koller wurde zum Präsidenten gewählt. Ein 8-köpfiger Geschäftsausschuss leitete die Geschäfte des Vorstands. Das K. bildete Ortskomitees in allen Laufentaler Gemeinden (ausser Roggenburg). Die Organisation zählte kurz nach der Gründung rund 500 Mitglieder und wuchs im Laufe ihres Bestehens auf bis zu ca. 1'300 Mitglieder an.

Das sogenannte "Jo-Komitee" wurde von gemässigten Befürwortern/-innen des Laufentaler Kantonswechsels ins Leben gerufen und suchte sich vom harschen politischen Stil der schon länger bestehenden Kontrahenten Aktion Bernisches Laufental ABL und Laufentaler Bewegung LB erklärtermassen durch sachliche Information und Verzicht auf persönliche Angriffe abzuheben. Trotz identischem Ziel verstand sich das K. nicht als Konkurrenz-Organisation zur Laufentaler Bewegung LB. Durch die Abgrenzung zu ihr konnte das K. aber vor der zweiten Laufental-Abstimmung neue Kreise ansprechen: z.B. zahlreiche Probaselbieter Mitglieder der FDP, deren Partei im Bezirksrat mehrheitlich die berntreue Seite unterstützte während die Probaselbieter Politik tendenziell eher Sache der CVP war. Mit gezielten Briefaktionen versuchte das K., neue Bevölkerungsgruppen für seine Sache zu gewinnen, wie etwa Seniorinnen und Senioren oder Personen, die sich bei früheren Abstimmungen für einen Beitritt des Laufentals zum Kanton Solothurn eingesetzt hatten. Nur wenige Mitglieder des K. gehörten gleichzeitig auch anderen Probaselbieter Organisationen an.
Das K. liess vom Forschungsinstitut der Schweizerischen Gesellschaft für Marketing im Kanton Bern eine Meinungsumfrage zum Laufental durchführen, deren Ergebnisse in den Argumentarien der Abstimmungskampagne 1989 als Grundlage verwendet wurden. Ausserdem lancierte das K. eine klassische Plakat- und Inseratekampagne mit Foto-Portraits von Personen und deren knappen Statements zur Laufentalfrage. Zusammen mit anderen Probaselbieter Komitees lancierte es das Manifest "Wir Baselbieter Laufentaler".
Nach der Abstimmung vom 12. November 1989, in der sich eine Mehrheit der Laufentaler Stimmbürger/innen für einen Kantonswechsel aussprach, forderte das K. in einer Resolution den raschen Übergang ins Baselbiet und schloss sich mit weiteren drei Probaselbieter Organisationen dem Koordinationsausschuss Laufental 91 (LT 91) an – unter Bewahrung seiner Eigenständigkeit. Zunächst informierte das K. zusammen mit LT 91 die Laufentaler Bevölkerung über die Abstimmungsbeschwerde des berntreuen Lagers und den Verlauf des darauf folgenden Gerichtsverfahrens. Zudem unterstützte es Probaselbieter Kandidaten in den Wahlkämpfen der anstehenden Grossrats- und Bezirksratswahlen. Das K. beteiligte sich in enger Zusammenarbeit mit LT 91 aktiv und intensiv an der Abstimmungskampagne zu den Laufental-Volksabstimmungen im Baselbiet vom 22. September 1991 und auf eidgenössischer Ebene vom 26. September 1993. Beide Abstimmungen verliefen im Sinne des K. erfolgreich. Im Anschluss daran löste sich das K. auf.


Mitglieder des erweiterten Vorstands des Komitees «Jo zum Baselbiet» (gewählt an der Gründungsversammlung):
Margret Schmidlin (Blauen); Albert Hügli, Roland Bürki, Alfred Bader (Brislach); Walter Ackermann (Burg); Walter Jermann (Dittingen); Hans Hänggi, Hans Saladin, Mathias Störi, Sylvia Störi, Charlotte Nussbaumer, Elisabeth Plüss, Heidi Gehrig, Gerda Vögtlin (Duggingen); Reinhard Bitterli, Peter Baumann, Friedrich Erbsmehl (Grellingen); Robert Ziegler, Martin Tschan, Barbara Umiker, Magda Richterich, Kurt Saner, Rolf Hügli, Werner Fringeli, Robert Koller (Laufen); Peter Scheurer, Christian Steiner (Liesberg); René Kellerhals, Franz Herter (Röschenz); Pia Steg (Wahlen); Peter Jermann, Luzia Sütterlin (Zwingen).

Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 19/10/2010

Letzte Änderung: 18/06/2015

Archivbestände

Staatsarchiv BL, PA 6198 Laufentaler Bewegung und PA 62 Laufentaler Komitee "Jo zum Baselbiet".

Bibliografie

Basler Zeitung, 16. Juni 1989, S. 44
Martin Brodbeck, «Vom Skandal zum guten Ende? Die Geschichte des Selbstbestimmungsverfahrens des Bezirks Laufen 1989 bis 1993», in Andreas Cueni (Hg.), Lehrblätz Laufental, Zürich 1993, S. 47-60
Dr Laufetaler, 6. September 1989 (Nr. 55)
Die Nordschweiz, 16. Juni 1989, S. 9

Bildnachweis

Logo des Komitees «Jo zum Baselbiet», Staatsarchiv BL, PA 6249

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Komitee «Jo zum Baselbiet»», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/7954-komitee-jo-zum-baselbiet, Stand: 19/04/2024.

Kategorie

Politik
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