Auslandsschweizerin; Heimatort: Mogelsberg, SG. Geboren 20. August 1916 in Stuttgart; gestorben 12. März 1960 in Basel. Tochter des Fabrikanten Hermann Schweitzer und seiner Frau Ninny Seyd.
Besuch des Königin-Charlotte-Gymnasiums in Stuttgart; Studium der Ägyptologie, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte bei Alexander Scharff in München und Berlin.
S. war von 1939-1945 Assistentin der Münchner Ägyptischen Staatssammlung und sicherte die Verlagerung der Sammlung und Bibliothek des Ägyptologischen Seminars in die Berge Bayerns. 1942 promovierte sie unter Scharff mit ihrer Arbeit zu Löwe und Sphinx in Ägypten (archäologische Stil- und Datierungsmerkmale, Löwenkult, Verehrung des Königs). Nach Ende des Zweiten Weltkriegs verliess sie Deutschland und ließ sich in der Schweiz nieder, wo sie in Basel Assistentin am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Basel war und als Archäologin in Augusta Raurica arbeitete. Dank finanzieller Unterstützung in Form eines Stipendiats seitens C. L. Burckhardt-Reinhardt und seiner Frau (Alexandria) konnte sie mehrere Jahre Ägypten bereisen (1946-1949) und war Attachée étrangère des Institut Français d‘Archéologie Orientale (IFAO). Während ihrer Zeit in Ägypten besuchte S. archäologische Stätten und dokumentierte unveröffentlichte sowie schon bekannte Denkmäler und schuf so ein Portfolio mit zahlreichen Dias und Fotografien.
S. habilitierte 1950 in Basel und zeichnet sich mit der Gründung des ersten Ägyptologie-Lehrstuhls in Basel, damit der Deutschschweiz aus: sie erhielt 1953 einen Lehrauftrag und 1957 die ausserordentliche Professur. Mit der ehemaligen Bibliothek Gustave Jéquiers, 1946 von der Universität Basel erworben, richtete S. überdies die Basler Ägyptologische Bibliothek ein.
Eine weitere wichtige Arbeit von S. war die Ausstellung „Schätze ägyptischer Kunst“ 1953, in deren Rahmen in der Kunsthalle Basel Objekte aus Schweizer Sammlungen der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Mit Vorlesungen an der Volkshochschule Basel steigerte sie das öffentliche Interesse an der Ägyptologie.
In den Jahren 1954, 1956 und 1958 bereiste S. mit Gertrud Meyer – Freundin und Schülerin – Ägypten und den Sudan und unternahm 1957 eine Studienreise in den Vorderen Orient. Auf diesen Reisen entstanden weitere zahlreiche Farbdias von Architektur, Archäologie, Landschaft und Menschen.
1958 erhielt S. als erste Frau überhaupt den Lions Basel Kunstpreis.
S. verstarb 1960 mit nur 43 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Basel.
Auszeichnungen
- 1954 Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts
- Attachée étrangère des Institut Français d‘Archéologie Orientale
- 1958 Lions Basel Kunstpreis
Wissenschaftliche Arbeiten von Ursula Schweitzer (Auswahl):
- „Römische Funde aus Augst“, Ur-Schweiz : Mitteilungen zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz = La Suisse primitive : notices sur la préhistoire et l’archéologie suisses 10, Nr. 1 (1946), S. 13-22.
- „Löwe und Sphinx im alten Ägypten“, J.J. Augustin, 1948. Print. Dissertation.
- „Das Wesen des Ka im Diesseits und Jenseits der alten Ägypter“, J.J. Augustin, 1956. Print, Habil.
- Ursula Schweitzer und Kunsthalle Basel, Schätze altägyptischer Kunst : [Ausstellung] 27. Juni - 13. September 1953, Basel: Kunsthalle Basel, 1953.
- Ägyptologie, Lehre und Forschung an der Universität Basel zur Zeit der Feier ihres 500-jährigen Bestehens, Basel: Birkhäuser, 1960. Print; S. 194-196.
Autor*in der ersten Version: Nathalie Wüthrich, 12/02/2025
Bibliografie
Literatur
- „Das Wesen des Ka im Diesseits und Jenseits der alten Ägypter“, J.J. Augustin, 1956, S. 11. Print, Habil.
- Helmut Brunner, Ursula Schweitzer, Archiv für Orientforschung [AfO] 19 (1959-1960); S. 268.
- A. Mekhitarian, Ursula Schweitzer, Chronique d'Égypte [CdÉ] 35 (1960); S. 195-197.
- Hans Stock, Ursula Schweitzer, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde[ZÄS] 85, (1960), S. IV.
- Peter Kaplony, Ursula Schweitzer (1916-1960), Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft [ZDMG] 112, Bd. 37 (1962), S. 1-5.
- Warren R. Dawson, and Morris L. Bierbrier, Who Was Who in Egyptology. 4th revised ed. London: Egypt Exploration Society, (2012), S. 497.
- Sophie von Prónay, Eine Ägyptologin in Augusta Raurica, Augusta Raurica – Magazin 2024/02 (2024), S. 9-10.
URL: https://www.augustaraurica.ch/neuigkeiten/die-herbstausgabe-des- magazins-ist-da (Zugriff am: 28.01.2025)
- Benno Schubiger, Rückblick auf den Kunstpreis des Lions Club Basel (1954-2024) (s.d.).
URL: https://www.kunstpreis-lionsbasel.ch/hintergruende/ (Zugriff am: 28.01.2025).
Onlinequellen:
- Geschichte der Basler Ägyptologie, https://daw.philhist.unibas.ch/de/aegyptologie/portrait/ (s.d.), (Zugriff am: 28.01.2024).
Zitiervorschlag
Nathalie Wüthrich, «Schweitzer, Ursula (1916-1960)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1004001-schweitzer-ursula-1916-1960, Stand: 31/03/2025.