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Derrière la Forge (archäologische Stätte, Courroux)

Befund : Gräberfeld
Datierung : Gallorömische Epoche
Ausgrabungen: 1953 und 1958, Historisches Museum Bern und A. Rais
Fundsammlung : Jurassisches Museum für Kunst und Geschichte, Delsberg

Das gallorömische Gräberfeld von Courroux wurde 1953 beim Aushub einer Kiesgrube südwestlich des Dorfes entdeckt. Es wurde in zwei Kampagnen 1953 und 1958 ausgegraben. Das Feld umfasst 148 Gräber, 116 mit Brand- und 32 mit Körperbestattungen. Die Gräber lassen sich zwei verschiedenen Epochen zuordnen: hohe Kaiserzeit (Datierungen um 70-240 n. Chr.) und späte Kaiserzeit (2. Hälfte des 5. Jh. n. Chr.).
Der südlich gelegene ältere Teil des Friedhofs umfasst 116 Gräber mit Brandbestattungen und 8 mit Körperbestattungen. Er wurde fast komplett freigelegt und enthielt ursprünglich wohl ungefähr 200 Brandbestattungen, die gegen Ende der Römerzeit durch Erdbestattungen wie auch kurz vor der Entdeckung 1953 teilweise zerstört wurden. Die Asche der auf einer «ustrina» (Verbrennungsplatz ausserhalb des Friedhofs) kremierten Verstorbenen wurde in einer Ton- oder Glasurne oder auch direkt und ohne Schutz der Erde beigesetzt. Bei einigen Gräbern kamen Reste von Speisebeigaben zutage, die den Toten mitgegeben wurden (Tierknochen und gebrannte Keramikscherben). Seltener wurden Teile von Werkzeugen (Messer und Äxte), Fibeln, Schmuck (Anhänger, Ringe, Armreife) und Münzen gefunden. Die Gräber waren wohl durch kleine Grabhügel oder Holzstehlen markiert.
Der jüngere Teil des Feldes liegt im Norden des Areals und zählt 24 Gräber mit Körperbestattungen (25, wenn man die Reste eines möglicherweise zur selben Epoche gehörenden Kindergrabes mitzählt). Die ost-westlich ausgerichteten Gräber stellen einen interessanten Fundkomplex für die späte Kaiserzeit dar. Sie sind in vier mehr oder weniger gleichmässigen Reihen angeordnet, wobei die Skelette alle mit dem Kopf nach Osten weisen. Die Grabausstattung umfasste Schmuck, Kleidungsstücke (Gürtelschnallen, Fibeln, Schuhnägel) und Keramik sowie teilweise Speisebeigaben. Dies weist auf ein entwickeltes Netz an Handelsbeziehungen in der späten Kaiserzeit hin.
Die topografische Lage des Friedhofs muss in Zusammenhang mit einem nahe gelegenen gallorömischen Gutshof gesehen werden, auf den Auguste Quinquerez aufmerksam gemacht hatte. Leider sind sein Grundriss und seine Ausdehnung durch einige zufällige Beobachtungen und Einzelfunde nur wenig bekannt. Aus der Grösse des Gräberfeldes lässt sich schliessen, dass der Gutshof rund 35 Bewohner/innen beherbergt hatte (Durchschnittsalter der Erwachsenen: ca. 37 Jahre). Er wurde um 240-260 verlassen – vermutlich als Folge der alemannischen Einfälle – und um die Mitte des 5. Jh. erneut von ca. 20 Personen bewohnt.

S. auch Artikel zur Archäologie.

Autor*in der ersten Version: Claude Juillerat et François Schifferdecker (réd.), Guide archéologique du Jura et du Jura bernois, Porrentruy, 1997, 10/05/2012

Übersetzung: Kiki Lutz, 02/07/2012

Bibliografie

Stefanie Martin-Kilcher, Das römische Gräberfeld von Courroux im berner Jura, Derendingen-Solothurn, 1976
Claude Juillerat, François Schifferdecker (Hg.), Guide archéologique du Jura et du Jura bernois, Pruntrut, 1997
Jean-Daniel Demarez, Répertoire archéologique du canton du Jura du Ier siècle avant J.-C. au VIIe siècle après J.-C. (CAJ n° 12), Pruntrut, 2001
www.jura.ch (Oktober 2008)

Zitiervorschlag

Claude Juillerat et François Schifferdecker (réd.), Guide archéologique du Jura et du Jura bernois, Porrentruy, 1997, «Derrière la Forge (archäologische Stätte, Courroux)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/3176-derriere-la-forge-archaologische-statte-courroux, Stand: 23/04/2024.

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