Die «Mouvement pour l’Unité du Jura MUJ» (= Bewegung für die Einheit des Jura) wurde am 16. Dezember 1969 gegründet, wobei die Gründung bereits seit dem Sommer desselben Jahres im Rahmen der Jurafrage vorbereitet wurde. Die Bewegung vereinigte alle Anhänger der Dritten Kraft, also jene die sich zwischen dem Rassemblement jurassien RJ und der Union des Patriotes jurassiens UPJ positionierten. Die MUJ verfolgte ein doppeltes Ziel: Die Ablehnung einer Trennung vom Kanton Bern und die Schaffung eines Sonderstatuts mit weitreichender Autonomie für den Jura. Das „gemässigte Lager“, bestehend aus Anhängern der Dritten Kraft, existierte bereits seit Beginn der 1960er Jahre, doch erst als die Berner Regierung die Abstimmungsserie zur Jurafrage unmittelbar ins Auge fasste, entschieden sich seine Mitglieder zur Selbstorganisation unter dem Namen MUJ.
Die MUJ fand bis zu einem gewissen Grad Gehör bei der Eidgenössischen Kommission der guten Dienste für den Jura, welche die meisten ihrer Vorschläge in ihren zweiten Bericht vom September 1971 aufnahm. Dieser Bericht war zu einem grossen Teil der Erarbeitung eines Jurastatuts gewidmet.
Die unter dem Titel «Vortrag des Regierungsrates an den Grossen Rat über die Bildung von Regionen und die Ausgestaltung des Jurastatuts » verfasste Antwort der Berner Regierung vom September 1972 blieb jedoch weit hinter den Erwartungen der MUJ zurück. Zudem waren die Diskussionen zum Regionalisierungs-Projekt im Grossen Rat im November 1973 ein harter Schlag für die MUJ. Nachdem die MUJ zum grossen Verlierer der Parlamentsdebatte wurde und die meisten ihrer Forderungen zurückgewiesen sah, verliessen viele Mitglieder die Organisation und traten zum Rassemblement jurassien RJ über – unter ihnen auch eines der leitenden Mitglieder, A. Cattin. Im Dezember 1973 legte der Berner Regierungsrat das Datum für die erste Volksabstimmung auf den 23. Juni 1974 fest. Die MUJ steckte nun in einer sehr schwierigen Lage, da die Erarbeitung eines Jurastatus als sein erstes Anliegen gescheitert war. Deshalb propagierte die MUJ beim Plebiszit von 1974, leer einzulegen, um so der Spaltung des Juras entgegenzuwirken. Doch dieser Empfehlung wurde nur von einem winzigen Kreis von Stimmbürgern/-innen Folge geleistet. Ein Jahr später gab die MUJ mit der gleichbleibenden Absicht die Nein-Parole zu den antiseparatistischen Volksinitiativen heraus, die einen Verbleib beim Kanton Bern verlangten. Solchermassen marginalisiert verlor die MUJ endgültig jeden Einfluss auf den weiteren Verlauf der Dinge und löste sich 1976 auf.
Präsidenten
1969-1973 Willy Jeanneret, Tramelan
1973-1976 Jacques Saucy, Delsberg
Leitungskomitee, ernannt im Jahr 1969 :
- Willy Jeanneret (Präsident)
- Jacques Saucy
- Pierre Etienne
- Meinhrad Friedli
- Jean-Marie Moeckli
- Henri Parrat
- Maurice Petermann
- Mireille Röthlisberger
- Jean Schnetz
- Georges Steiner
- David Stucki
Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain, 15/06/2010
Übersetzung: Kiki Lutz, 31/03/2015
Bibliografie
Bernard Voutat, Espace nationale et identité collective, Lausanne, 1992, S. 68-84
Marcel Brêchet, Les années de braise. Histoire du Rassemblement jurassien de 1947 à 1975, Delsberg, 1996, S. 263
Pierre-Yves Donzé, «Petite sociologie du Mouvement pour l'unité du Jura (MUJ)» in Lettre d'information du Cercle d'études historiques de la Société jurassienne d'émulation, Nr. 19, September 1998, S. 6-9
Alain Pichard, La Question jurassienne. Avant et après la naissance du 23e canton suisse, Lausanne, 2004, S. 33-34 / 39-40
L'impartial, 17. Dezember 1969, 26. November 1973, 10. Dezember 1973, 24. Februar 1975
Feuille d'avis de Neuchâtel-L'Express, 24. Februar 1975, 17. und 24. März 1976
Zitiervorschlag
Emma Chatelain, «Mouvement pour l'Unité du Jura», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/3915-mouvement-pour-lunite-du-jura, Stand: 13/12/2024.