Geboren in Saint-Imier am 27. August 1902; gestorben am 21. September 1983 ebenda. Sohn von Robert Wild, Architekt.
Aus finanziellen Gründen musste W. eine Lehre als Notariatsangestellter bei Maître Miche in Courtelary beginnen. Nach Abschluss begann er ein Theologiestudium in Neuchâtel, das er jedoch unterbrach, um einige Jahre in der Töpferei Noverraz in Genf zu arbeiten. Dank eines Stipendiums konnte er als Tagesstudent am Collège de Genève eine Zusatzausbildung absolvieren. Mit 26 Jahren erhielt er ein Engagement als Französischlehrer am Collège américain d’Assiut (Ägypten), in einem Land, das rasch eine grosse Faszination auf W. ausübte. Nach einigen Jahren reiste er nach Paris (1931) und besuchte dort eine Schule für Ausländer, die als Französischlehrer arbeiten wollten. Nach dem Erhalt seines Diplomes (1933) entschied sich W., in Paris zu bleiben und Ägyptologie an der Ecole du Louvre, der Ecole pratique des Hautes Études und am Collège de France zu studieren. 1938 verteidigte er seine Dissertation in ägyptischer Archäologie zum Thema «sakrale Tänze» (La danse dans l’Egypte ancienne) an der Ecole de Louvre. Für die Wintersaison 1938-1939 kehrte er als Projektleiter des Institut français d’archéologie orientale (IFAO) zwar nach Ägypten zurück, durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er jedoch in die Schweiz zurückkehren, wo er für eine dem Generalsquartier angegliederte Gruppe mobilisiert wurde. Während seiner Urlaubszeit fand W. Gelegenheitsjobs als Aufseher und Zeichner auf römischen Ausgrabungsstätten wie Burgäschi, Augst und Tegna. Daraufhin wurde er von Pro Helvetia beauftragt, Aegyptiaca in Schweizer Sammlungen zu inventarisieren. Zudem arbeitete er als Assistent von Prof. Jacques Pirenne, der Ägyptologie-Kurse an der Universität Genf anbot. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges engagierte ihn das IFAO 1946 erneut für eine Mission, die ihm ein 25 jähriges Engagement, bis 1971, brachte. Hervorzuheben sind vor allem seine Arbeit an der Mastaba von Ti in Sakkara und an den französisch-schweizerischen Ausgrabungen von Qasr Qaroun im Fayum; dies, obwohl er sich 1950 auf einer Baustelle seinen Fuss dauerhaft verletzte. Er wurde 1972 zum Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.
W. ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen (s. BIFAO 84, in der Bibliografie), besonders zu erwähnen sind:
- La tombe de Nefer-?otep (I) et Neb-'éfer à Deir el Médîna (n°6) et autres documents les concernant, Le Caire, Institut français d'archéologie orientale, 1979
- Antiquités égyptiennes de la collection du Dr Widmer, Lausanne, Musée cantonal des beaux-arts, 1956
- «Statue de Hor-Néfer au Musée des Beaux-arts de Lausanne», in Bulletin de l'Institut français d'archéologie orientale, Le Caire, 54, 1954, p. 174-222
- Avec J. Schwartz, Qa?r-Q?r?n, Dionysias 1948-[1950], Le Caire, Impr. de l'Institut français d'archéologie orientale, 1950-1969
- «Objets égyptiens du Musée d'art et d'histoire portant des noms royaux», in Genava, Genève, 22, 1944, p. 89-115
- Le tombeau de Ti, Le Caire, Impr. de l'Institut français d'archéologie orientale, 1939-1966
- diverse Übersetzungen.
Bildnachweis
Familienarchive Gavin.
Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain et Philippe Hebeisen, 29/01/2009
Letzte Änderung: 18/03/2013
Übersetzung: Nathalie Wüthrich, 17/12/2024
Bibliografie
Fachliteratur
- Gerhard Haeny, «Henri Wild (1902-1983)», in Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale, 84, 1984, S. VII-XII.
- Michel Valloggia, «L'égyptologie à Genève: l'itinéraire des pionniers», in Voyages en Égypte de l'Antiquité au début du XXe siècle [catalogue d'exposition, 16 avril - 31 août 2003], Genève, Musée d’art et d’histoire; La Baconnière / Arts, 2003, S. 226-227.
Presse
- L'Impartial, 28 September 1983.
Onlinequellen
- unige.ch, o. D. (Zugriff am: 27 Januar 2009).
Bildnachweis
Familienarchive Gavin.
Zitiervorschlag
Emma Chatelain et Philippe Hebeisen, «Wild, Henri (1902-1983)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/6967-wild-henri-1902-1983, Stand: 19/01/2025.