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Schweizerischer Juraverein SJ

Der Schweizerische Juraverein SJ wurde 1898 in Olten (SO) gegründet und «bezweckt
a) den Zusammenschluss aller Träger des Tourismus im Jura zur Wahrung der gemeinsamen Interessen
b) die Propagierung und Förderung der ganzen Juraregion als Ferien- und Erholungsgebiet
c) die Unterstützung der Bestrebungen zum Schutze von Mensch und Umwelt.» (Statuten vom 3. Mai 2008, Artikel 2). Sitz des Vereins ist der Ort der jeweiligen Geschäftsstelle (bisher Solothurn und Olten).

Geschichte und Aktivitäten
Am 16. Juli 1865 wurde auf dem solothurnischen Weissenstein auf Initiative des Solothurner Professors und Schriftstellers Alfred Hartmann und im Beisein vieler Wander- und Naturfreunde aus den Gegenden Solothurn, Moutier, Biel und Neuenburg ein «Juraklub» gegründet. Dieser Klub löste sich bald wieder auf, doch sein Anliegen blieb bestehen und wurde von einer wachsenden Anzahl örtlicher Verkehrs- und Verschönerungsvereine aufgenommen. In den 1890er Jahren wurde der Wunsch nach einem Dachverband immer stärker. Nach mehreren Anläufen gelang die Gründung des SJ am 26. Juli 1898 im Gasthof «Löwen» in Olten 1898 auf Initiative von F. Lüdin-Gysin aus Liestal (BL), Dr. Christen aus Olten (SO) und J. Kaufmann, Rektor der Kantonsschule Solothurn und erster Präsident des SJ.
Mitglieder wurden neben Einzelpersonen, Gemeinden und Bürgergemeinden etliche Verkehrsvereine, Hoteliers, Kurhäuser, Restaurants, Firmen und Transportunternehmen – zunächst aus dem Deutschschweizer Jura – die ein Interesse daran hatten, «die Verkehrsinteressen des schweizerischen Juras zu fördern und zu heben und den Besuch desselben Einheimischen und Fremden angenehm zu machen.» (Statuten vom 24. November 1901, § 1).
Bis heute verfolgt der SJ seine Ziele durch vielseitige Aktivitäten und Pflege von Netzwerken. Zu seinen früheren und heutigen Tätigkeiten gehören:
- Ausschilderung und Unterhalt der Wanderwege im Jura (in erster Line der Jurahöhenwege, die vom SJ als Marke besonders gepflegt wurden)
- Herausgabe eines umfassenden und qualitativ hochstehenden Kartenwerks im Verlag Kümmerly & Frey, Bern (die erste Karte erschien 1904)
- Herausgabe von Wander-, Ski- und Hotelführern sowie Büchern über den Jura (Beispiele sind das 1956 erstmals erschienene Wanderbuch «Jurahöhenwege», ab 1970 auch unter dem Titel Chemins des crêtes du Jura suisse  übersetzt von Denis Moine; das zuletzt 2011 erschienene «Jurahöhenweg», Bd. 5 Wanderland Schweiz von Dominik Wunderlin oder das 2009 erschienene Langlauf grenzenlos, das in neuartiger Weise auch Teile des französischen Juragebiets mit einbezieht)
- Denkmalpflege und Naturschutz (ab 1905 Bestrebungen zum Schutz der gefährdeten Juraflora, später auch zahlreiche Engagements für Wildschutzgebiete und den Erhalt von Baudenkmälern)
- Werbung durch Medienarbeit, Druck und Vertrieb von Broschüren und Auftritten an Tourismusmessen und Landesausstellungen
- Verbesserung des Verkehrswesens im Juragebiet in Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Verkehr
- Koordination und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie Pro Jura, SAC, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege SAW, Behörden, Verkehrsvereine etc.   Die Neukonzeption der schweizerischen Wanderwege unter dem Label «Wanderland Schweiz» führte ab 2008 dazu, dass der SJ nicht mehr für die Ausschilderung und den Unterhalt der Jura-Wanderwege zuständig ist. Auch die Herausgabe der Karten musste in einem veränderten Umfeld eingestellt werden, sie wird heute von der Partnerorganisation «Schweizer Wanderwege» zusammen mit Swisstopo auch für den Jura abgedeckt. Nachdem diese beiden wichtigen Aufgaben weggefallen sind, hat sich der SJ teilweise neu orientiert und führt insbesondere seine publizistischen Aktivitäten auch heute weiter.  

Entwicklung der Zweisprachigkeit

Bei seiner Gründung 1898 war der SJ der Zusammensetzung seiner Mitglieder nach eine reine Deutschweizer Angelegenheit. Das geplante Kartenwerk sollte jedoch von Beginn an den ganzen Jurabogen abdecken. Auch die Wanderführer betrafen das ganze schweizerische Juragebiet und bereits die erste Ausgabe, die 1902 vertrieben wurde, erschien auch in französischer Übersetzung. 1911 wurde nach Vermittlung durch den Verkehrsverein Biel das erste Vereinsmitglied aus dem französischsprachigen Jura aufgenommen: die «Société jurassienne de développement» in Delsberg (heute: Pro Jura). Viele weitere folgten, besonders in den 1930er Jahren. Die Geschäftsberichte erschienen ab 1960 mit einer französischen Zusammenfassung und ab ca. 1970 ganz zweisprachig. Beim 100-jährigen Jubiläum 1998 stammte rund ein Viertel der Mitglieder aus der Romandie, darunter auch Vorstandsmitglieder. Heute tritt der SJ ganz und gar zweisprachig auf und betreibt als moderne Tourismusorganisation neben einer französischen und deutschen auch eine englische Version seiner Website.

Präsidenten des Schweizerischen Juravereins

J. Kaufmann 1898-1902
Constantin von Arx 1902-1909
Bernhard Wyss 1909-1918
Arnold Rauber 1919-1926
Werner Lang-Bürgi 1926-1933
Eduard Fischer 1933-1958
Hans Vögeli, 1958-1964
Samuel Flückiger 1964-1972
Arnold Fuchs 1972-1988
Hans-Ulrich Tschumi 1988-2011

Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 29/03/2012

Letzte Änderung: 12/04/2012

Archivbestände

SWA Schweizerisches Wirtschaftsarchiv Basel, Dokumentensammlung Schweizerischer Juraverein, Signatur: Bv L IX 24
Das Vereinsarchiv befindet sich im Stadtarchiv Olten

Bibliografie

Eduard Fischer, 50 Jahre Schweizerischer Juraverein 1898-1948, Olten 1949
Arnold Fuchs «Das Kartenwerk des Schweizerischen Juravereins», in Jurablätter, Jg. 40, 1978, S. 165-175
Karl und Marianne Meyer, Dominik Wunderlin, Langlauf grenzenlos. Ski de fond sans frontières, Olten 2009
Solothurner Zeitung, 9. Mai 1998
Schweizerischer Juraverein (Hg.), Schweizerischer Juraverein 1898-1998, Olten 1998
Schweizerischer Juraverein
, Website (Stand: 13.03.2012): http://www.jura-hoehenwege.ch
Dominik Wunderlin, Jura Höhenweg, Wanderland Schweiz Bd. 5, Baden 2011 

Hinweise erhalten von Dominik Wunderlin, 1. Vizepräsident des Schweizerischen Juravereins (März 2012)

Zitiervorschlag

Kiki Lutz, «Schweizerischer Juraverein SJ», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1000288-schweizerischer-juraverein-sj, Stand: 09/06/2025.

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