Befund: Höhle mit Bestattung
Datierung: 7500-4500 v. Chr. (Mesolithikum)
Grabungen: 1940-1946 Carl Lüdin, 1955-1956 Hans-Georg Bandi
Fundsammlung: Museum Laufental

In der Birsmatten-Basisgrotte in Nenzlingen, dicht an der heutigen Verbindungsstrasse Laufen-Delsberg gelegen, befindet sich eine der bedeutendsten mittelsteinzeitlichen Fundstellen der Schweiz. Neben dem ältesten menschlichen Skelett, das in der Schweiz je gefunden wurde, enthielt die Höhle über 50'000 Einzelobjekte in mehreren Fundschichten. Die Auswertung der Funde ergab, dass die Höhle im Mesolithikum (ca. 7500-4500 v. Chr.) über einen grossen Zeitraum hinweg immer wieder von Menschen genutzt wurde. Weitere Funde aus der Zeitspanne von 4500-800 v. Chr. weisen darauf hin, dass die Höhle auch im Neolithikum und während der Bronzezeit begangen wurde.

Als Entdecker der mesolithischen Fundstelle gilt der Amateurforscher Carl Lüdin, der am 15. September 1940 im Bereich der Höhlenrückwand erstmals Artefakte aus Silex sowie Tierknochen fand. Er grub weiter und stiess am 21. Mai 1944 auf menschliche Fussknochen. Noch am selben Tag grub er zusammen mit zwei Bekannten ein fast vollständig erhaltenes Skelett aus. Lüdin führte bis 1946 weitere private Grabungen im Innern der Höhle durch, ohne seine Aktivitäten oder Funde bekannt zu machen. Erst 1955 gab er gegenüber dem Berner Urgeschichte-Professor, Hans-Georg Bandi, die Fundstelle bekannt. Bandi führte 1955-1956 umfassende Grabungskampagnen durch, wobei er neu auch den Vorplatz der Höhle miteinbezog. Die ihm zur Verfügung stehenden Funde arbeitete er wissenschaftlich auf. Auswertung und Publikation (1963) basierten u.a. auf naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden und lieferten neue Erkenntnisse über die Abfolge früh- und spätmesolithischer Fundinventare für die Schweiz. Als Referenzgrabung für das Mesolithikum erhielt diese Arbeit auch international viel Beachtung. Erst nach dem Tod von Carl Lüdin (1986) konnte jedoch auf das gesamte umfangreiche Fundmaterial und die Aufzeichnungen in seinem Privatbesitz zurückgegriffen werden. Seine bis dahin unter Verschluss gehaltene Dokumentation stellte sich als sehr genau heraus und führte zu neuen Erkenntnissen. Die Situation in der Basisgrotte konnte jetzt rekonstruiert und auch das Skelett näher datiert werden.
Die Funde aus dem Frühmesolithikum (ca. 7500-6000 v. Chr.) beinhalten Reste von Mahlzeiten in Form von Wildtierknochen (Hirsch, Wildschwein, Biber, Reh, Braunbär), Hirschgeweihbruchstücke, Knochenpfrieme, einen Schmuckanhänger aus einer durchlochten Hirschgrandel, bearbeitete Eber-Eckzähne und zahlreiche Silexwerkzeuge. In den spätmesolithischen Fundschichten sind die bearbeiteten Gegenstände aus Tierknochen zahlreicher, dazu kommen einige neu auftretende Werkzeugtypen aus Silex, Montbani-Klingen und Harpunenspitzen aus Hirschgeweih, ein seltenes Rippenfragment mit eingravierten gitterartigen Verzierungen sowie ein Schmuckanhänger aus einer Schnecke. Die Herkunft dieser Schneckenart (Mittelmeerraum) lässt auf die Reichweite der spätmesolithischen Handelsbeziehungen schliessen. Allein durch die hohe Anzahl von Silexobjekten (30'000) kann die Bedeutung erahnt werden, welche die B. für die Menschen im Mesolithikum als Aufenthaltsort besessen hatte.