Gebürtiger Freiburger (CH). Geboren am 19. September in Boncourt; gestorben am 09. Juli 1974 in Porrentruy.
Wicht besuchte die Grundschulen in Boncourt und absolvierte eine Lehre in Courgenay. Anschliessend arbeitete er als Förster der Gemeinde Boncourt und schloss sich überdies der Groupe Bélier an.
Am Vorabend der Volksabstimmung, die den Weg zur Gründung des Kantons Jura ebnete, ereignete sich ein für W. tödlicher Vorfall. In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1974 kletterte der junge Aktivist zusammen mit zwei Freunden auf ein Hausdach in Boncourt und hisste mit ihnen die Juraflagge/-fahne. Beim Runterklettern überraschte ein Nachbar die maskierten Männer, die infolgedessen zu fliehen versuchten. Der Anwohner zog einen Revolver und schoss auf die Fliehenden, traf dabei Wicht mit einer Kugel in den Rücken. Nach Expertenmeinung handelt es sich um einen Querschläger, der vom Bürgersteig abprallte. Wicht starb am 09. Juli 1974 im Spital von Porrentruy an den durch den Schützen verursachten schweren Verletzungen. Der Nachbar erklärte seine Schussabgabe damit, dass er die jungen Autonomen für Einbrecher gehalten habe. In der Presse kursierten jedoch schon in den nachfolgenden Tagen unterschiedliche Versionen über die Ereignisse jener Nacht. In separatistischen Kreisen kam bald der Verdacht auf, der Schütze habe aus Motiven gehandelt, die mit seiner probernischen Überzeugung zusammenhingen. Diesem Verdacht wurde jedoch sofort mit einer öffentlichen Stellungnahme der Force démocratique widersprochen.
Über 3000 Menschen besuchten die Aufbahrungskapelle in Boncourt und nahmen am Begräbniszug teil. Unter den Anwesenden waren viele Sympathisanten und prominente Mitglieder des Rassemblement jurassien (RJ) und der Béliers, darunter Roger Schaffter und Jean-Claude Montavon.
Der Täter wurde am 03. Juli 1975 wegen Fremdgefährdung zu vier Jahren Haft vom Gericht von Porrentruy verurteilt. Nachdem der Verurteilte Berufung gegen das Urteil einlegte, wurde das Strafmass auf 20 Monate reduziert.
Die Erinnerung an Wicht wird nach seinem Tod durch verschiedene Separatistenorganisationen am Leben erhalten, vor allem anlässlich des Tages der Jugend. Zu Ehren des Verstorbenen wurde 1978 ein Denkmal des Künstlers Alain Stocker in einem öffentlichen Park in Boncourt eingeweiht und 1984 «Place Maurice Wicht» getauft. 1990 wurde zu seinen Ehren der Verein «Maurice Wicht» gegründet. Am 22. Juli 2024 feierte der Kanton Jura das 50-jährige Jubiläum der Volksabstimmung und zu diesem Anlass fanden sich um die hundert Menschen auf dem «Place Maurice Wicht» ein, um ihm Tribut zu zollen.
Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 08/03/2018
Letzte Änderung: Luc Vallat, 26/06/2024
Übersetzung: Nathalie Wüthrich, 17/12/2024
Bibliografie
Fachliteratur
- Marcel Brêchet, Les années de braise, Delémont, Imprimerie Jurassienne SA (2003); S. 358-359.
- Edouard Vifian, Place d'armes aux Franches-Montagnes ou à Bure ? Influence sur la Question jurassienne, Porrentruy, Société jurassienne des officiers (2015); S. 23.
Presse
- L’Express, 24. Juni 1974, 10./13./15./19. Juli 1974, 03. Juli 1975, 06. Dezember 1975, 25. Februar 1977, 22. Juli 1978.
- L’Impartial, 13. Juli 1974, 25. Juli 1975, 24. Juni 1989.
- Le Franc-Montagnard, 01. Juni 1984, S. 1.
- Le Quotidien Jurassien, 24. Juni 2024, S. 3.
Onlinequellen
- chronologie-jurassienne.ch, o. D. (Zugriff am: 04. Februar 2018).
Bildnachweis
« A Maurice Wicht, militant du 'Groupe Bélier' tombé sous les balles bernoises le 22 juin 1974, à l'aube de la liberté »
Zitiervorschlag
Kiki Lutz, «Wicht, Maurice (1949-1974)», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1003712-wicht-maurice-1949-1974, Stand: 13/01/2025.