
Datierung: Endneolithikum (ca. 2600-2400 v. Chr.)
Grabungen: 1907/1909 Fritz und Paul Sarasin, 1926/1927 Emil Vogt
Fundsammlung: Heimatmuseum Aesch
1907 entdeckte der damalige Student Karl von Blarer auf dem Gebiet des Gemeindewalds Aesch ein Dolmengrab. Er informierte den Konservator des Kantonsmuseums Baselland, Franz Leuthardt, der die Fundstelle kurz darauf von den Vettern Fritz und Paul Sarasin aus Basel ausgraben liess. 1910 wurde der Fund erstmals publiziert. Eine weitere Grabung unternahm Emil Vogt 1926/1927 und es folgten zahlreiche weitere Untersuchungen und Veröffentlichungen.
Die Fläche der Grabkammer war auf ca. 3 x 2m angelegt. Zur Zeit der Entdeckung standen nur noch drei der Grabwände aus Kalksteinplatten. Sie waren am oberen Rand bis auf rund 1m Höhe abgebrochen. Die vierte Wand, die vermutlich ein sog. «Seelenloch» aufgewiesen hatte (vgl. Artikel zu den Dolmengräbern von Laufen), ist nicht erhalten. Laut mündlicher Überlieferung hat eine so gestaltete Platte früher in Aesch als Brücke über den Klusbach gedient und soll später in einer nahen Wiese vergraben worden sein. Entsprechende Sondierungen blieben jedoch ohne Ergebnis (vgl. Heimatkunde Aesch 2005). Ebenso fehlt jede Spur einer Deckenplatte des Grabes. Dafür entdeckten die Ausgräber einen aus unregelmässig polygonalen Steinplatten zusammengefügten Innenboden der Grabkammer. Die Fundstelle wies ausserdem ortsfremde Geröllstücke auf, die als Schlegel zum Zweck der Behauung und Formung der Steinplatten gedient haben dürften.
Aus einer Fundschicht von ca. 50 cm im Innern der Grabkammer stammen zahlreiche Kleinfunde, insbesondere menschliche Knochenreste. Wie bei Dolmengräbern üblich, diente auch das Grab in Aesch als Langzeit-Gemeinschaftsgrab und wurde über Generationen immer wieder für neue Bestattungen genutzt. Die Knochen befanden sich in einem stark zersplitterten und schlecht erhaltenen Zustand. Indizien zufolge wurden die Toten, bis auf eine vermutliche Hockerbestattung, in gestreckter Lage beigesetzt. Neben den zahlreichen Körperbestattungen ist min. eine Kremation nachgewiesen.
Aufgrund der erhaltenen Zähne konnte eine Rekonstruktion der Anzahl Bestattungen vorgenommen werden: Es handelte sich um mindestens 33 Erwachsene (Körpergrösse ca. 150-160 cm, Alter: bis zu 50 Jahre) und 14 Kinder – spätere (noch nicht publizierte?) Untersuchungen (durch A. Cueni, B. Kaufmann und Chr. Papageorgopoulou) ergaben sogar eine Anzahl von bis zu 100 Individuen. 1993 wurde eine C-14 Datierung der Knochen durchgeführt, welche die Benutzung der Grabanlage auf ca. 2600-2400 v. Chr. eingrenzte.
Ausser den Knochen kamen einige wenige Kleinfunde zutage, die wohl als Grabbeigaben anzusehen sind, darunter Messer, Pfeil- und Speerspitzen aus Silex und Jaspis, Tonscherben und Anhänger aus Hunde- und Bärenzähnen. Als besonderer Fund gilt ein Amulett aus menschlichem Schädelknochen von ca. 3 cm Durchmesser. Das Knochenstück muss einem lebenden Menschen mittels einer Silexklinge entnommen worden sein (Trepanation).
In der näheren Umgebung konnten bis heute keinerlei Spuren einer jungsteinzeitlichen Siedlung nachgewiesen werden, die den vielen hier begrabenen Menschen als Wohnstätte gedient haben könnte.
Autor*in der ersten Version: Kiki Lutz, 03/07/2012
Letzte Änderung: 09/12/2013
Bibliografie
Gemeinde Aesch, Website (Stand: 03.07.2012): www.aesch.ch
Basler Nachrichten, Sonntagsblatt, 15. Dezember 1907
Roland Bay, «Kiefer und Zähne aus dem neolithischen Steinkistengrab bei Aesch», in 11. Tätigkeitsbericht der Naturforschenden Gesellschaft Baselland 1936-1938, Liestal 1940, S. 22-30
Jürg Ewald und Jürg Sedlmeier, «Neue Forschungen zum Neolithikum im Kanton Basel-Landschaft», in Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, 77, 1994, S. 132
Egon Gersbach, «Zur Herkunft und Zeitstellung der einfachen Dolmen vom Typus Aesch-Schwörstadt», in Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Bd. 53, 1966-1967, S. 15-28
Heimatmuseum Aesch, Website (Stand 03.07.2012): http://www.heimatmuseum-aesch.ch
N.N., «Vorfahren», in Wo Birs und Chlusbach.....Heimatkunde Aesch 2005, Bürgergemeinde Aesch (Hg.), Aesch 2005, S. 27-29
Fritz Sarasin, Das steinzeitliche Dolmengrab von Aesch unweit Basel, Separatdruck aus den Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Bd. 21, Basel 1910
E. Schmid, Das Dolmengrab von Aesch: Erläuterungen zur Sonderausstellung, Liestal Kantonsmuseum Baselland, 1972
Jürg Sedlmeier, «Das Neolithikum – Sesshaftigkeit, Getreideanbau, Haustierhaltung», in Jürg Ewald/Jürg Tauber (Hrsg.), Tatort Vergangenheit. Ergebnisse aus der Archäologie heute, Basel 1998, S. 377
Jürg Sedlmeier, «Die Steinzeiten – Der lange Weg zur Sesshaftigkeit», in Jürg Ewald et al., Nah dran, weit weg. Geschichte des Kantons Basel-Landschaft, Bd. I, Liestal 2001, S. 27-50
Jürg Tauber, «Archäologische Funde in Aesch», in Heimatkunde Aesch, Liestal 1985, S. 58-59
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Bildnachweis
Funde aus dem Dolmengrab bei Aesch. Bild: Archäologie und Museum Baselland.
Zitiervorschlag
Kiki Lutz, «Dolmengrab, Aesch», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/1000424-dolmengrab-aesch, Stand: 25/04/2025.