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Auguste Reymond SA, Tramelan

Die «Auguste Reymond SA (ARSA)» ist ein Uhrenunternehmen, das 1898 von Auguste Reymond in Tramelan gegründet würde.

Auguste Reymond zog 1898 nach Tramelan, wo er eine Stelle als Bankangestellter antrat. Dem Vorbild seines Chefs folgend, der sowohl Bankier wie auch Eigentümer einer Uhrmacherwerkstatt war, mietete er noch im selben Jahr eine Wohnung in Bahnhofsnähe und stellte einen Feinsteller an. Der erste bescheidene Schritt zu seiner Karriere als Uhrenfabrikant war damit getan. Bald darauf machte er sich ganz selbstständig.
1903 zog die Firma an die Rue du midi in derselben Gemeinde um, wo Reymond neue Gebäude errichten liess. 1906 beherbergten diese die «Manufaktur Auguste Reymond» mit mehr als 100 Angestellten. Schon 1908 wurde die Fabrik um einen neuen Flügel erweitert.
Parallel zu seiner Uhrenfabrik in Tramelan eröffnete Reymond 1906 eine Uhrenrohwerkfabrik in Bioux (Vallée de Joux, NE). Dies erlaubte es ihm, sein Unternehmen fortan unter der offiziellen Bezeichnung «Manufaktur» zu führen, denn nun produzierte er seine eigenen Uhrwerke. 1909 verlegte er die Rohwerkherstellung nach Tramelan und verkaufte die Fabrik in Bioux.
Die Produktion umfasste zunächst vor allem Anker-Taschenuhren, ab 1911 vermehrt auch die Fertigstellung von Taschenchronographen. Während des Ersten Weltkriegs verdrängte die Herstellung von Granatköpfen die Uhrenproduktion zu einem grossen Teil. Trotzdem begann in dieser Zeit auch die Produktion von Kaliber 15mm -Armbanduhren, später auch 13mm und noch kleineren Damenarmbanduhren. Erste Auszeichnungen wie die Goldmedaillen an der Brüssel International 1910 und der Schweizerischen Landesausstellung 1914 in Bern weisen auf einen gewissen Bekanntheitsgrad der Marke vor dem Krieg hin.
1918 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und hiess fortan «Auguste Reymond SA (ARSA)».
1926 kaufte ARSA die Uhrenfabrik «Unitas Watch Co.» in Tramelan auf und setzte deren Produktion von Uhrwerken unter dem Markennamen «Unitas» fort. Eines der Unitas-Werkkaliber wird heute noch von der ETA SA produziert.
1927 kamen die ersten wasserdichten Uhren auf den Markt sowie – als weitere Erfindung der Marke – die ersten stosssicheren Uhrwerke.
1929 setzte der Beginn der Krise dem Wachstum ein Ende und 1931 kaufte die neu gegründete "Super-Holding" «ASUAG» im Zuge der Reorganisation der gesamten Uhrenbranche die Manufaktur der ARSA auf. Das Unternehmen wurde in zwei Teile zerlegt, und änderte seinen Status von Manufaktur in Fertigsteller, da die Herstellung der Uhrenrohwerke und die entsprechende Kundschaft an die Unitas SA übergingen. Die «Unitas Watch Co.» geriet bald in Schwierigkeiten und wurde als «Fabrique d'ébauches Unitas SA» der «Ebauches SA» angegliedert. Die ARSA entwickelte sich innerhalb der neuen ASUAG zu einem der drei ersten Häuser im Bereich der Fertigstellung. Auguste Reymond blieb bis 1936 als kaufmännischer Direktor der ARSA tätig. Seine damaligen Marken hiessen UNIC, ARSA und UNITAS.

Als Pionierin in Sachen sozialer Errungenschaften tat sich die ARSA 1942 mit einer Stiftung zugunsten der Angestellten und 1943 mit der Gründung einer Pensionskasse hervor.

Anfang der 1950er Jahre entwickelte ARSA zwei neue Produkte: digitale Armbanduhren mit springender Stundenanzeige (Modell «Arsamatic») und Braille-Uhren für Sehbehinderte. Heute noch gilt die Firma als Spezialistin für taktile Armbanduhren, die unter der Marke «ARSA» vertrieben werden.

In den 1960er Jahren beschäftigte ARSA rund 300 Angestellte und war damit der grösste Arbeitgeber der Gemeinde Tramelan.

Im Laufe des Jahres 1972 fusionierten die Uhrenunternehmen «A. Reymond SA», «Béguelin & Co. Fabrique des montres Damas» und «Hoga Watch Co.» unter dem Namen «ARSA» und nach wie vor innerhalb der ASUAG, welche die Mehrheitsanteile beibehielt. Eine schon vorher eingeleitete Zusammenarbeit mit der «Soprod SA» auf Produktionsebene wurde fortgeführt. Die drei Marken wurden zusammen in rund 40 Ländern angeboten, wobei die Hauptmärkte wie folgt aufgeteilt waren: ARSA in Europa (vor allem Deutschland, Österreich, Skandinavien und Italien), Damas in Grossbritannien sowie dem Nahen und Mittleren Osten, Hoga in den USA, dem Fernen Osten und Italien.

1973 beschäftigte die als «Aschenbrödel der ASUAG» geltende ARSA noch 130 Personen in Fabrik- und Heimarbeit und produzierte 300'000 Einheiten bei einer Geschäftszahl von CHF 15 Mio. Sie produzierte Damen- und Herrenuhren mit unterschiedlichen Kalibern, Anker-Uhren, digitale Räderuhren, Uhren für Sehbehinderte und extraflache Taschenuhren (Savonetten). ARSA erprobte schon in diesem Jahr eine Quartzuhr mit Zeiger (entwickelt in Marin, NE) und eine mit LCD-Anzeige der Firma Optel.
1975 verfinsterte sich der Horizont. Das Unternehmen bekam die Auswirkungen der branchenweiten «Quarzkrise» ungeschont zu spüren. Es überlebte nur dank der Initiative seines ehemaligen Direktors, Jämes Choffat, der es 1984 aufkaufte und die Produktion weiterführte. Dabei konzentrierte er sich unter dem Druck der internationalen Konkurrenz vor allem auf Quartz-Uhrwerke.
1989 verkaufte Choffat die ARSA an die Tramelaner Firma «Nitella SA» weiter, die von Norbert Loosli geführt wurde. Dieser übergab die Leitung der Marke ARSA seinem Sohn, dem Geisteswissenschaftler und Uhrendesigner Thomas Loosli.
Loosli belebte die Marke neu, indem er die Produktion der mechanischen Armbanduhren wieder aufnahm und eine vollkommen neue, vom Jazz inspirierte Kollektion entwarf.
Seit 1995 umfasste die Gruppe die Firmen und Marken Nitella, Auguste Reymond und ARSA. Die Produktepalette lässt sich in drei Kategorien zusammenfassen: Die Auguste Reymond-Armbanduhren der Mittel- und Spitzenklasse, die taktilen Armbanduhren der Marke ARSA für Blinde, Sehbehinderte und Senioren sowie Private Label-Dienstleistungen, Design und technische Beratung insbesondere für Werbeuhren.
In den 2000er Jahren wurden jährlich 20'000 Uhren produziert, vornehmlich für die Absatzmärkte in Osteuropa, Russland, Fernost (Hongkong, Singapur) und den USA. Auf die Schweiz entfiel nur ein geringer Teil des Absatzes, allerdings mit steigender Tendenz.

Das Unternehmen hält viel auf lokale Präsenz und markiert diese, indem es den lokalen Eishokey-Club als Sponsor unterstützt: Bis ins Jahr 2019 trägt die Eishalle von Tramelan deshalb den Namen «Auguste Reymond Arena».


Direktoren:
1898-1936 Auguste Reymond
1936-1960 Fernand Nicolet
1960-1972 Max Gugelmann (nach der Fusion Mitglied des Verwaltungsrates)
ab 1972 Co-Leitung mit Charles Béguelin (DAMAS, Enkel des Gründers), Jämes Choffat (HOGA) und Jean-Robert Marchand.
1984 ???-1989  Jämes Choffat
1989-2012 Thomas Loosli
2012-  Lorenz Aebischer



Autor*in der ersten Version: Emma Chatelain et Philippe Hebeisen, 16/09/2013

Übersetzung: Kiki Lutz, 05/03/2015

Archivbestände

Mémoires d’Ici (Saint-Imier), Dokumentation « Auguste Reymond SA » '
Chronologie jurassienne Denis Moine (Mémoires d'Ici, St-Imier/ARCJ, Pruntrut)

Bibliografie

Montres Auguste Reymond : 1898, Tramelan : ARSA, [s.d.]'
Marcel André, ARSA : 1898-1948, Tramelan, 1948
'http://www.cep.ch/publications/revue/116/164
(06.04.2011)' '
http://www.timenews.ch/cgi-bin/WebObjects/timenews.woa/wa/article?articleID=1002520
(06.04.2011) '
http://www.invenitetfecit.com/fabricants/page-ETA2.html
(06.04.2011)
http://www.augustereymond.ch/the-brand/history/  (04.03.2015)
www.rfj.ch (17.10.2013)
www.augustereymond.ch/the-brand/history/
(04.03.2015)
L’Impartial,
30. März 1972, 31 August 1973
Feuille d’avis de Neuchâtel-L’Express,
30 März 1972, 31 August 1973
Le Journal du Jura,
8. April 2003, 15. November 2004,  11. April 2012. 5. Juli 2012, 25. September 2012, 21. März 2013, 3. Oktober 2014






Zitiervorschlag

Emma Chatelain et Philippe Hebeisen, «Auguste Reymond SA, Tramelan», Lexikon des Jura / Dictionnaire du Jura (DIJU), https://diju.ch/d/notices/detail/8205-auguste-reymond-sa-tramelan, Stand: 25/04/2024.

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